Artikel

John Holloway: Doing. Tun in-gegen-und-jenseits der Arbeit • Franz Schandl: Das Leben selbst. Wegiges zum Guten. Keine Themenverfehlung. Für T. • Friederike Habermann: Gutes Leben mit Ecommony • Petra Ziegler: Was hindert uns • Andreas Exner: Neue Werte im Sonderangebot. Die Gemeinwohlökonomie Christian Felbers • Christian Siefkes: Das gute Leben produzieren • FRANK: Calamari Union • Lorenz Glatz: Das verlorene Meer der Lust • Tomasz Konicz: It’s the system, stupid.
Zeitgeist: Moving Forward • Markus Mohr: Vom Antifaschismus zur Extremismusprävention • Stefan Meretz: Zur politischen Ökonomie von Kopie und Kopierschutz – Teil 2 • Lorenz Glatz: One World One Pain • Andreas Exner: Fukushima. So ist Kapitalismus • Franz Schandl: Black Box and Dark Age

Kolumnen

Dead Men Working: Maria Wölflingseder • Immaterial World: Andreas Exner • Rückkopplungen: Roger Behrens

Rubrik 2000 abwärts

Severin Heilmann (S.H.) • Maria Wölflingseder (M.Wö.) • aramis • Lorenz Glatz (L.G.) • Andreas Wally (A.W.)

Rezension

Franz Schandl (F.S.) zu Alfred Schobert: Analysen und Essays. Extreme Rechte – Geschichtspolitik – Poststrukturalismus

Artikel aus dem Heft

Nach dem Zweiten Weltkrieg war in den beiden Nachfolgestaaten des nationalsozialistischen Deutschlands eine neue Staatsreligion von Nöten, die Konsequenzen aus der Katastrophe zog. Die DDR gründete dabei ihre Staatsdoktrin auf dem Antifaschismus und konnte damit beanspruchen, an das Erbe der KPD in der Weimarer Republik, den antifaschistischen Volkswiderstand in den vom Hitlerfaschismus besetzten Ländern und der gegen Nazideutschland siegreichen Sowjetunion, anzuknüpfen.

Das Kino vermag das Unwirkliche als Wirklichkeit, das Unmögliche als Möglichkeit darzustellen. Indem das Kino die Bilder in einer ihm eigenen Logik in Bewegung setzt, ist es ein dialektischer Apparat, der Ideologie produziert und reproduziert, aber zugleich auch Ideologie als solche destruiert – beziehungsweise aufklärt.

…liefert 747.000 Google Hits. Das Glück ist keine neue Idee in Europa – doch blieb es über 200 Jahre um sie eher still. Nun wird sie wieder entdeckt, wird en vogue und es macht den Eindruck als wüchse das Verlangen nach mehr. Auch beim Mann oder der Frau die neben dir sitzt. Und doch gehören sie nicht zur Angry Brigade, haben keine Pistole in der Tasche und sind auch nicht zornig.

Im Museum of Modern Arts in New York gibt es Yoko Onos Voice Piece for Soprano / Scream. / 1. against the wind / 2. against the wall / 3. against the sky / 1961 autumn. Laut der Erläuterung an der Wand geht es um Befreiung, um die Frage, wer das Sagen hat. Als „Installation“.

Solange das gute Leben nicht alltäglich ist, wird Analyse, Kritik und Widerstand notwendig sein. Obwohl es zum ersten Mal in der Geschichte ein Leichtes wäre, dass kein Mensch auf dem Globus Hunger leiden und Mangel erleben müsste, werden wir noch lange damit beschäftigt sein, die Not zu wenden. Zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit klafft also ein riesiger Abgrund – so bleibt uns nur eine Welt, in dem der ganz normale Wahnsinn regiert. Das ist jedoch kein Grund die Flinte ins Korn zu werfen oder Trübsal zu blasen.

Eins unserer erwachsenen Kinder ist recht schlecht drauf. Sie hat eine schön klingende griechisch-lateinische Diagnose und einen recht hässlichen Alltag. Wir oft auch. Zu den kleineren Malheurs gehört, dass ihr zuweilen Dinge abhanden kommen. Manchmal recht knapp hintereinander. Im Vorjahr z.B. zweimal ein Handy.

aber ich gehöre ja zu jenen alten menschen, die schon bevor sie alt wurden, jede hoffnung auf eine „besserung“ der menschlichen verhältnisse, mit AUSSICHTSLOS zu beantworten pflegten. mein leben im abseits, auf selbst geschaffenen inseln spricht für sich. die büchse der pandora enthielt die hoffnung als strafverschärfung (…) meine antwort ist eine ganz konservative. darin bin ich eins mit den griechischen und römischen philosophen: das HEIL besteht in der rückkehr zum uralten

...of making another egg

Tatsächlich, wir haben alles auf den Kopf gestellt! Warum sind Lebensmittel etwas anderes als Genussmittel? Ja, warum überhaupt Mittel? Warum dient Schlafen der Selbsterhaltung, warum Beischlafen der Arterhaltung? Es ist nämlich die Frage, ob wir essen, um zu leben oder leben um zu essen?

Das Leben ist schon eine feine Sache. Das jedenfalls ist stiller Konsens, die Grundprämisse unser aller, die wir noch immer hier sind, die wir leben. Wie könnten wir da nach dem guten Leben fragen – so, als wäre ein schlechtes denkbar? Schließlich hat, wer aufrichtig von der Schlechtigkeit des Daseins überzeugt ist, keine Veranlassung, seine unzuträgliche Existenz über den Moment der gewonnenen Einsicht hinaus zu verlängern – wozu sich weiter herumschlagen?

Wer gut lebt oder zu leben meint, macht daraus kein Problem. Nur wenn sich das Leben wie heutzutage für viele immer schwerer anfühlt, wird das gute Leben sogar zum öffentlichen Thema. Gefragt sind dann meist Rezepte, en gros und en detail: im täglichen Gespräch, in den Kirchen und Eso-Seminaren, in den Sprechstunden der Therapeuten, in den Apotheken, bei den Glücksforschern, in den Medien und in der Politik.

Wenn wir über das gute Leben nachdenken, stellen wir uns ein Leben in Fülle vor – wo niemand Not leiden muss, wo es genug für alle gibt und jede/r seine oder ihre Bedürfnisse befriedigen kann. Aber geht das überhaupt? Scheitert die Möglichkeit eines Lebens in Fülle nicht zwangsläufig an der Endlichkeit der Erde? Und wo soll die Fülle herkommen?

Eine beherzte Initiative der Psychologin Hedwig Presch, an der über 400 Menschen ohne Lohnarbeit beteiligt waren, gewährt einen tiefen Einblick in eine Realität, die von der Öffentlichkeit noch immer weitgehend ausgeblendet wird. Das einjährige Projekt „WÜST – Würde statt Stress: Solidarische Gesundheitsförderung durch kompetente Erwerbsarbeitslose“ wurde Ende Februar erfolgreich abgeschlossen.

Auf die Produktion von Schrott versteht sich die Marktwirtschaft. Ganze Branchen hängen am beschleunigten Verkürzen der Produktzyklen. Da mag die zivilisierte Welt in einem Meer aus Müll baden gehen.

Es sind Hunderte. Hunderte Taxis in der Schlange am Berliner Flughafen Tegel. Und Hunderte Menschen, die ihr Leben darin vergeuden, denn es wird ewig dauern, bis die letzten einen Fahrgast ergattert haben, um nach einigen Kilometern sich hier oder woanders wieder anzustellen. Ist das die Effizienz, ist das die Selbstverwirklichung im Kapitalismus?

Wegiges zum Guten. Keine Themenverfehlung. Für T.

Was ist für mich gutes Leben? Nicht nur, was es sein könnte, sondern: Was ist es schon jetzt? Daher die folgende Auflistung. Ohne diese gegenwärtigen Momente ist ja auch jede Perspektive eine lose Angelegenheit, blanker Konjunktiv.

„Das gute Leben“ hat Konjunktur. Die Rede davon natürlich und die Bücher, Aufsätze und Videos. Wie meistens, wenn etwas Thema wird: Es schaut damit nicht gut aus in der Praxis bei den allermeisten. Aber bei vielen Darlegungen zum Thema beschleicht mich das Gefühl, da soll sich alles ändern, damit eins so weiter leben kann wie eben noch.

Tun in-gegen-und-jenseits der Arbeit

Die sozialen Bewegungen der jüngsten Zeit – zumindest die radikaleren unter ihnen – waren im Wesentlichen von der Orientierung gegen die Logik der kapitalistischen Gesellschaft angetrieben. Die sogenannten sozialen Bewegungen sind nicht als Parteien organisiert: sie zielen nicht darauf ab, die staatliche Macht zu übernehmen.

Notizen zu den Rebellionen in Arabien und anderswo

„We want Jobs & Peace life. We love Yemen.“ – So lautete jüngst ein Spruchband junger Demonstranten in Sanaa, die gegen ihren Patriarchen im Präsidentenamt aufbegehren. Tatsächlich dürfte sich heute ein großer Teil der Menschheit in Nord und Süd so ähnlich ein halbwegs gutes Leben vorstellen:

Die Gemeinwohlökonomie Christian Felbers

Christian Felbers neuestes Buch trägt den Titel „Gemeinwohlökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft“ (Deuticke, 2010). Damit knüpft Felber an frühere Publikationen an. Neu ist der Entwurf einer alternativen Gesellschaft, der so genannten Gemeinwohlökonomie, den er darin entwickelt.

Warum gibt es einen Kopierschutz? Was schützt er vor wem? Schlichte Fragen, deren spontane Antworten auf die vorherrschende Denkform in der Warengesellschaft verweisen: Das „geistige Eigentum“ müsse nun einmal vor Diebstahl geschützt werden, denn ein jeder schließe auch seine Haustür ab, damit der Fernseher nicht weggetragen werde.